Nach mehr als 18-monatiger Corona-Pause nahm die LEPPER Stiftung die informative Vortragsreihe zum Thema Gesundheit, die sie 2018 ins Leben gerufen hatte, wieder auf. Die bisherigen Veranstaltungen erfreuten sich großer Resonanz. Mit der Vortragsreihe möchte die LEPPER Stiftung über das wichtige Thema Gesundheit informieren und in Vorträgen, welche sich jeweils eines speziellen Themenkreises widmen, auf neue Ansätze oder Behandlungsmöglichkeiten aufmerksam machen.
Bei dem Vortrag „Smart Hospital“ am 15. Oktober 2021 stand die Digitalisierung der Krankenhäuser im Fokus. Auf Einladung der LEPPER Stiftung konnte das Stifterehepaar Doris G. und Peter Lepper rund 100 interessierte Gäste im TechniSat Kunden- und Logistikzentrum Daun begrüßen. Die Veranstaltung fand unter Einhaltung der 2G-Regel statt.
Prof. Dr. Jochen A. Werner, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender am Universitätsklinikum Essen, hat über das Thema „Smart Hospital“ ein hochinteressantes Referat gehalten. Der Mediziner und Erfinder des Begriffes „Smart Hospital“ hat sozusagen aus „erster Hand“ Einblicke über den Transformationsprozess hin zur Digitalisierung am Beispiel des Universitätsklinikums Essen gegeben.
Zu Beginn seines Referates sagte Prof. Dr. Jochen A. Werner: „Ja, mit die beste Medizin gibt es auch in Deutschland“. Er meint damit im analogen Zeitalter. Im gleichen Atemzug mahnt der Mediziner: „Aber!“
Die Medizin und damit auch die Krankenhäuser stehen vor der tiefgreifendsten Veränderung ihrer Geschichte. Sie müssen sich einem mehrfachen Paradigmenwechsel stellen: Die demographische Entwicklung in vielen Industrieländern, eine zunehmende Ökonomisierung des Gesundheitswesens sowie damit verbundene Herausforderungen wie etwa der Pflegenotstand machen innovative und mutige Denkansätze erforderlich, um auch künftig eine patientenorientierte, für alle zugängliche medizinische Versorgung zu gewährleisten. Das zentrale Instrument dazu ist die Digitalisierung.
Das Universitätsklinikum Essen – führender Anbieter spitzenmedizinischer Leistungen im größten industriellen Ballungszentrum Europas – begreift Digitalisierung als einmalige Chance, das Krankenhaus der Zukunft zu gestalten. Die Idee des vernetzten „Smart Hospital“ umfasst dabei sämtliche Bereiche und ist als unternehmerische Strategie Grundlage aller Entscheidungen, von Investitionen in medizinische Geräte, den Aufbau der notwendigen IT-Infrastruktur bis hin zu Berufungen und Personalentscheidungen.
Impressionen des Vortragabends der LEPPER Stiftung am 15.11.2021
Smart Hospital als Chance für Patienten und Personal
Die Transformation des Universitätsklinikums Essen zum Smart Hospital ist kein Selbstzweck, sondern verfolgt ein klares Ziel mit zwei zentralen Maximen, sagt Prof. Dr. Jochen A. Werner.
Zum einen dient sie dem Wohl der Patientinnen und Patienten und der Förderung ihrer Heilung sowie dazu, ihnen schnellen Zugang zu aktuellen Forschungsergebnissen zu ermöglichen. Zum anderen soll sie verbesserte Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor allem in der Pflege schaffen, insbesondere durch die Einführung digital gestützter Dokumentation bis hin zum Einsatz von Robotik.
Die Medizin steht vor einer gewaltigen Zeitenwende. Genau genommen hat dieser epochale Wandel bereits begonnen. Fakt ist, die Digitalisierung hat – wenn gefühlt auch etwas zeitverzögert – nun die Kliniken, Arztpraxen und Labore mit Wucht erreicht, wobei es nicht alle so wahrnehmen.
Prof. Dr. Jochen A. Werner: „Man mag darüber diskutieren, ob und in welchem Ausmaß diese digitale Revolution disruptiv wirkt, also das Geschäftsmodell der Krankenhäuser in Deutschland irreversibel verändert. Fest steht aber: Die Perspektiven und Chancen der Behandlung werden sich signifikant verbessern. Die Pflege wird auf digitale Unterstützungssysteme zurückgreifen und sich damit von zeitraubenden, administrativen und patientenfernen Tätigkeiten entlasten. Die Krankenpflege könnte künftig weiterhin durch Roboterassistenten im Tagesablauf unterstützt werden, um sich den Patienten wieder mit mehr menschlicher Empathie zu widmen“.
Auch das Bild des Arztes wird sich massiv wandeln. Prof. Dr. Jochen A. Werner sagt, die Ärzte werden ebenfalls durch Arztassistenzsysteme von administrativen Tätigkeiten entlastet und in Diagnostik und Therapieplanung unterstützt, in enger Abstimmung mit Datenwissenschaftlern. Diese Entwicklungen werden Patienten und Ärzte noch näher zusammenbringen, wo es sinnvoll ist – entweder in physischer Nähe, in bestimmten Fällen aber auch über Telemedizin.
Beim Thema Smart Hospital steht vor allem der Mensch im Mittelpunkt
Die Digitalisierung hat viele Facetten. Es geht nicht nur um die Nutzbarmachung von Bits und Bytes für die Patienten. Es geht um eine völlig neue Sicht auf die Dinge, auf die Medizin und die Menschen in den Kliniken – sei es als Patient, Angehöriger oder Mitarbeiter. Es geht darum, alle Prozesse aus Sicht der Patienten und Mitarbeiter zu denken und damit Empathie zu einem Leitmerkmal der Unternehmenskultur zu machen. Und es geht auch und gerade um neuartige ethische Fragen, denen wir uns stellen müssen.
In seinem Schlusswort hat Prof. Dr. Jochen A. Werner sehr überzeugend seine klare Zielvorstellung genannt: „Die Universitätsmedizin Essen will zu den führenden Kliniken bei der Digitalisierung zählen. Alle bereits existierenden und auch die künftigen Projekte werden in den nächsten Jahren zu einem Gesamtbild zusammengefügt: zu einem hochmodernen, digitalisierten Care-Konzern, in dem medizinische Leistungen, Pflege und Service für den Patienten miteinander verknüpft sind – dem Smart Hospital“.